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Kapitel 11. Baukonstruktion


11.5 Dachstuhl (Teil 1)
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 Dachkonstruktion
 Konstruktionsanforderungen an Pfettendächer
 Dachformen
 Dachbezeichnungen und häufige Schadenspunkte in den Übergangsbereichen
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Dachkonstruktion

Die Dachkonstruktion veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Im normalen Wohnungsbau (1-6 Familienhäuser) erfolgte der Abbund (Zuschnitt) der Dachkonstruktion zimmermanngemäß und örtlich. Eine Formen- und Konstruktionsvielfalt entstand, abhängig von den neu entstandenen Hausformen, Ansprüchen und nicht zuletzt den unterschiedlichen regionalen Bedingungen und Entwicklungen. Die konstruktiven Verbindungen wandelten sich von Holz/Holz zu Holz/Stahl Verbindungen. Selten werden für Dachkonstruktionen Brettschichtholzbinder oder Stahlträger verwendet, da diese ja erst später erfunden und genutzt wurden. Betonkonstruktionen für Dächer sind eine Erfindung der Neuzeit, häufig für Flachdächer benutzt oder in Form von Leichtbetonelementen in Verbindung mit einer Tragkonstruktion als Dachfertigelemente. Unterschieden wird zum einen nach verwendetem Material, wie bereits beschrieben, aber auch nach Art und Weise der Holztragwerke.
Folgende Konstruktionen für Dachtragwerke sind üblich:

Herkömmliche und die aus Kostenüberlegungen neuen Erkenntnisse und erhöhten Anforderungen an neuzeitliche Ausführungen sind die Regel. Es sind zwei Formen entstanden. Das Pfettendach und das Sparren- und Kehlbalkendach sind in unterschiedlichen Bauformen weiterentwickelt worden. Wesentliche Konstruktionsmerkmale werden hier ausgeführt. Sonderbauformen und der ingenieurmäßige Holzbau bleiben weitestgehend außen vor, sollten diese Dachformen vorliegen ist es besser, einen Fachmann zu befragen.
Wichtig ist es, zu verstehen wie die Konstruktion funktioniert, um diese hinsichtlich der späteren Nutzung des Dachbereiches oder einer möglichen Sanierung besser beurteilen zu können. Grundsätzlich sollte ohne die Prüfung durch einen Statiker die Dachkonstruktion nicht geändert werden, da die Einleitung und Weiterleitung der Kraft bzw. der Kraftverlauf nicht immer eindeutig zu erkennen ist.

Sparrendach

Beim Sparrendach werden die entstehenden Kräfte gleichmäßig über die Sparren an Wände und die Decke verteilt. Die Decke dient auch zur Horizontalaussteifung.
Pfettendach

Beim Pfettendach werden die entstehenden Kräfte gleichmäßig über die Pfettenauflager an die Wände oder Stützen abgegeben.
Flachdach

Beim Flachdach werden die entstehenden Kräfte gleichmäßig an die darunterliegende Konstruktion wie Wände oder Stützen abgegeben.

 

Konstruktionsanforderungen an Pfettendächer

Wichtigste Konstruktionsregel ist, daß die Dachlast nicht nur von den Außenwänden übernommen wird. Längsträger (die Pfetten) mit Pfosten und Streben tragen die Lasten in das Innere des Hauses ab (auf tragende Innenwände). Die Lastabtragung aus dem Dach geschieht in unterschiedlichen Formen und ist unter anderem abhängig von der Dachneigung und der Dachgröße.
Folgende Pfettendachformen haben sich im Laufe der Zeit etabliert:

Pfettendachkonstruktionen

1-fach stehender Stuhl

2-fach stehender Stuhl

3-fach stehender Stuhl

Das häufigste Pfettendach ist der 2-fach stehende Stuhl. Bei einem Pfettendach sind die Sparren lediglich Träger der Dachlasten (Wind, Schnee, Dachhaut). Zangen sollen ein Abheben der Sparren verhindern, dem Absacken des Stuhles vorbeugen, Windscheiben aufnehmen und beim ausgebauten Dach zum Teil die Unterdecke tragen. Häufig werden sogenannte Scheiben gebildet. Sie haben den Sinn, die Horizontalkräfte aufzunehmen und aussteifend zu wirken. Scheibenbildung wird durch Rispenbänder, Schalungen von Zwischendecken und Kopfbänder an den Stielen erzielt. Die Sparrenlänge von Pfette zu Pfette beträgt ca. 4,50 m, d. h. es ist eine Zwischenstützung in Form von Mittelpfetten vonnöten. Der Abstand der Mittelpfetten zum First ist auf ca. 2 m festgelegt, sonst ist noch eine zusätzliche Firstpfette vonnöten. Abweichungen nach oben und unten sind immer aufgrund von Sonderkonstruktionen wie Wechsel/Dachformen und Dachaufbauten möglich.

 

Dachformen

Weit verbreitete Sonderformen des Pfettendaches sind das Walmdachtragwerk und abgeänderte Walmdachformen, also zusammengesetzte Dächer. Walmdächer werden für freistehende Gebäude verwendet, wenn das Hauptgesims über alle Gebäudeseiten geführt wird. Die Raumausnutzung ist gegenüber dem Satteldach aufgrund der Schrägungen im Giebelbereich vermindert. In Norddeutschland erfreut sich das Krüppelwalmdach einer besonderen Beliebtheit. Das Krüppelwalmdach hat lediglich einen optischen Effekt. Aufgrund fehlender Extraentwässerung der Krüppelwalmfläche treten dort häufig Probleme auf.
Die Anfallspunkte (Übergänge zwischen den einzelnen Dächern) bei Walmdächern werden Grate genannt, eine Ausbildung erfolgt durch Gratsparren. Dächer über zusammengesetzte Grundrisse haben häufig aufwendig ausgebildete Details. Typische zusammengesetzte Dächer entstehen bei Winkelhäusern, Zwerchgiebeln (Frontanbau z. B. bei Friesenhäusern der Friesenerker) oder Anbauten durch Grundrißversatz an der Giebelseite. Schiftsparren stellen den Anschluß eines "Friesenerkers" an die Hauptdachfläche her. Sparren, am Anfallspunkt des Grates (Walms) im anderen Dachbereich angrenzen, heißen Anfallsbinder. Sonderformen stellen die sogenannten Zeltdächer dar, sie sind ohne Firstlinie. Zeltdächer mit Kaiserstiel (Mittelpfosten) und Kniestock über quadratischem Grundriß sind eher selten anzutreffen. Diverse Mischformen wie Tonnendach oder Mansardendächer (zusammengesetzte Dachneigung in der Horizontalen) sind sehr selten, weisen jedoch häufig ähnliche Merkmale eines Pfettendaches auf.

Dachformen


Krüppelwalmdach mit Friesenerker

Pyramidendach/Zeltdach

Krüppelwalmdach


Flachdach

Satteldach

Walmdach

 

Dachbezeichnungen und häufige Schadenspunkte in den Übergangsbereichen

  1. Giebel
  2. Walmtraufe
  3. Grat
  4. Krüppelwalm
  5. Traufecke
  6. Traufe
  7. Ortgang
  8. First
  9. Kehle
  10. Traufe
  11. Mansardlinie/Dachbruch
  12. Mansarde

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