Kapitel 10. Baustoffkunde10.8 Kunststoffe |
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Kunststoffe |
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Kunststoffe sind Stoffe, die künstlich aus den Erzeugnissen des Erdöls, Erdgases und anderen Ausgangsstoffen wie Kohle oder Kalk hergestellt werden. Die Herstellung von Kunststoffen erfolgt durch die Kohlenstoffverbindungen, den sogenannten Monomeren. Die makromolekularen Strukturen können entweder netz- oder fadenförmige Strukturen aufweisen. Folgende Formen und Anwendungen treten in der Baukonstruktion auf:
Die Unterschiede der einzelnen Kunststoffe lassen sich grob nach der Anordnung der Makromoleküle vornehmen. Äußerlich und in der Handhabung lassen sich weitere Unterschiede feststellen. Leider ist hier aufgrund der Vielzahl der Produkte und Stoffe eine umfassende Abhandlung über alle Kunststoffe nicht möglich. Vielmehr sollen die Risiken, Grenzen und die allgemeinen Eigenschaften dargestellt werden.
Kunststoffarten in der Übersicht |
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Übersicht |
Thermoplaste |
Duroplaste |
Elastomere |
Molekularaufbau |
fadenförmig,
bei Abkühlung engverfilzt (amorph) oder gebündelt kristallin |
engmaschig |
weitmaschig |
Eigenschaften |
bei Wärme
plastisch und verformbar, erhärtet bei Abkühlung |
auch bei
Wärme hart und formfest |
gummielastisch |
Anwendung |
für PE, PS,
PVC können auch geschweißt werden |
für PF |
für PUR |
Einsatzgebiete
von Kunststoffen |
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Anwendungsgebiet |
Produkte |
Dächer |
Bautenschutzfolien,
Fugenbänder, Kitte, Dachrinnen, Fallrohre, Oberlichter,
Dacheindeckungssysteme |
Ver- und
Entsorgung |
Rohrleitungssysteme
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Heizungsanlagen |
Rohrverkleidungen
(Isolierungen) |
Wand- und
Deckenverkleidungen |
beschichtete
Paneele, Platten aus Schichtpreßstoffen (z. B. Dämm- und Akustikplatten) |
Fußbodenbeläge |
Kunststoffteppiche,
PVC-Beläge, beschichtetes Laminat |
Treppenanlagen |
Stufenkanten,
Treppengeländer, Füllungen |
Elektroinstallation |
Leerrohre,
Kabelverkleidungen, Lichtschalter, Steckdosen |
Türen und
Fenster |
Profile,
Füllungen, Fensterbänke, Zargen, Türklinken, Garagentore |
Fassaden |
Fassadenverkleidungen,
Verkleidungen von Balkonen, Vordächern, Rolläden etc. |
Es kann an dieser Stelle nur davon abgeraten werden, zuviel Kunststoff zu verwenden. Neben dem mangelnden Charme der Produkte kommen häufig noch viele Probleme hinzu: Sprödigkeit, Brüchigkeit, unnatürliche Verfärbungen im Laufe der Jahre, mangelnde Sanierungsfähigkeit, keine Recyclingfähigkeit, Ausgasungen von Weichmachern, bauphysikalische Probleme aufgrund von Längenänderungen oder Wasserdampfdiffusionsprobleme, etc. Häufig hat ein übermäßiger Kunststoffeinsatz den Hintergrund des Geldeinsparens, denn viele künstliche Ersatzprodukte sind günstiger als das natürliche Original. Anhand der Produktwahl kann so unmittelbar auf die Qualität der Immobilie geschlossen werden. Der "Siegeszug" des Kunststoffes begann in den 50er Jahren und ist seitdem nicht mehr aufzuhalten.
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